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Liebe Leserinnen, liebe Leser und Interessierte der Heimatpflege, heute möchte ich Ihnen Waggums Ortsmitte näherbringen:

 

Der Feuerbrunnen – im Wandel der Zeit

 

In der Waggumer Dorfmitte stand schon in früheren Zeiten ein Gemeindebrunnen zur Nutzung aller Bürger. Gespeist wurde der Brunnen durch das Quellwasser der „Waggenschen Taufe“, der Schweineweide und aus dem Grundwasser. Selbst in trockensten Zeiten soll dieser Brunnen nie ohne Wasser gewesen sein. Dieses bestätigten ältere Waggumer Bürger.

Foto: unbekannt

Am 02. April 1874 wurde das „Gesetz über das Feuerhilfswesen“ im Herzogtum Braunschweig verabschiedet. Auf Grund dieses Gesetzes und der herzoglichen Order, dass Brandkassenversicherungen für bebaute Grundstücke abgeschlossen werden müssen, kam es im Herzogtum zur Gründung von „Freiwilligen Feuerwehren“, so auch in Waggum.

Doch woher sollte man in Waggum in ausreichender Menge Löschwasser bekommen? Der Beberbach lag für damalige Verhältnisse zu weit vom Ortskern von Waggum entfernt. Es blieb also nur der Bau eines Feuerlöschbrunnens.

So schrieb die Herzogliche Kreisdirektion am 04. Dezember 1891 einen Brief an die Gemeinde Waggum mit der Feststellungsauflage einer Prüfung, in wie weit bei einem Schadensfeuer am Schnellsten Wasser beschafft werden kann. Daraufhin wurde ein Treffen mit dem Kreisbranddirektor Körner am Mittwoch den 09. Dezember 1891 vereinbart. An diesem Treffen nahmen weiterhin teil, der Gemeindevorsteher Bosse, die Ratsherren und der Feuerwehrhauptmann Eggeling. Sie sollten nun überprüfen, über welche Wasserzulaufmengen der einstige Gemeindebrunnen verfüge.

Im Schreiben der Herzoglichen Kreisdirektion vom 26. Juni 1893 wird der Waggumer Gemeinde mitgeteilt, dass über die Platzwahl des Feuerbrunnens entschieden wurde.

Genau wie heute ging es damals um die Finanzierung der Maßnahme, und es entbrannte darüber ein mehrjähriger Streit zwischen dem Gemeinderat und der Herzoglichen Kreisdirektion (1891-1893). Im Juni 1893 verfügte die Herzogliche Kreisdirektion, dass der Feuerbrunnen aus Gründen der allgemeinen Brandsicherheit unverzüglich gebaut werden müsse. Das Staatsministerium beauftragte am 09. Oktober 1893 den Baumeister Gaus mit dem Brunnenbau. Als die Maßnahme abgeschlossen war, schickte der Gemeindevorsteher Bosse ein Schreiben nebst Rechnung (Baukosten 700 Mark) an die Herzogliche Kreisdirektion und ersuchte diese um die Abnahme des Feuerbrunnens. Den Eingang von Schreiben, Rechnung und Abnahmeersuchen wurde Herrn Bosse am 20.12. 1893 durch die Herzogliche Kreisdirektion bestätigt.

Das wesentlich vertiefte Brunnenloch war seitlich mit dicken Eichenbohlen ausgefüttert. Als obere Abdeckung diente eine Platte, neben der sich eine Schwengelpumpe befand. Hier konnte jeder Bürger des Ortes, aber auch Fremdbesucher, weiterhin für sich und das Vieh unentgeltlich Wasser fassen.

Diese Schwengelpumpe war noch bis in die Jahre 1930-35 funktionsfähig. Durch den Flughafenausbau 1936 und der gleichzeitigen Trockenlegung der „Waggenschen Taufe“ und der Schweineweide waren der Feuerbrunnen und der Brunnen auf dem Grundstück der Familie Wagner trocken. Danach hatten die Haushaltungen in Waggum schon eine zentrale Wasserversorgung.

Ausschnitt von einer Postkarte aus den dreißiger Jahren

In den Jahren 1950-60 wurde dann, im Zusammenhang mit den für diesen Bereich durchgeführten Straßenbaumaßnahmen, die letzten noch bestehenden Brunnenreste beseitigt. So wurde die Brunnenvertiefung mit erheblichen Bauschuttabfällen zugeschüttet. Zurück blieb nur eine dreckige Verkehrsinsel.

Im Bemühen und im Bestreben anlässlich der „975-Jahrfeier“ im Jahre 1982 eine Erinnerungs-Gedenkstätte an dieses Jahr zu schaffen, machte der Stadtteilheimatpfleger Heinz Menge den Vorschlag, einen Feuerbrunnen an alter historischer Stelle wieder zu errichten. Dieser Vorschlag wurde von der „Arbeitsgemeinschaft 975 Jahre Waggum“ einstimmig angenommen.

Die Siedlergemeinschaft Waggum (heute Gemeinschaft Wohneigentum Waggum) erklärte sich bereit, das Brunnenprojekt in Eigenleistung zu erstellen und sich zukünftig um das Gelände zu kümmern.

Nachdem auf der dreieckigen Verkehrsinsel in der Dorfmitte und an alter Stelle wieder ein Senkbrunnen mit drei Brunnenringen erstellt war, wurde die darüber befindliche Fläche mit einem großen Findling vom unteren Nordendorfsweg und kleineren Findlingen aus der Südheide, zu einer leicht schalenähnlichen Vertiefung ausgelegt.

Stein wird fixiert Foto: unbekannt

Nachdem noch entsprechende Wasserzuleitungsrohre vom Verwaltungsgebäude bis zum Brunnen verlegt waren, konnte sich dann endlich und rechtzeitig zum Einweihungstermin am Freitag, den 04. Juni 1982, der „Feuerbrunnen“ als Schmuckstück des Dorfmittelpunktes zeigen und zur Freude aller auch sprudeln. Gleichzeitig fand ein erfolgreiches Straßenfest vom Feuerbrunnen bis zur Waggumer Kirche statt.

Leider dauerte es nicht lange und der Brunnen wurde wegen Verschmutzung und defekter Wasserpumpe wieder abgedeckt. Später entschloss man sich zu einem Rückbau.

In einer Sitzung der Vorstandsgemeinschaft zur 1000-Jahr-Feier schlug Günter Knigge vor, den Feuerbrunnen zum Ortsjubiläum umzugestalten und ihn mit einem Ensemble aus Haustieren und einer Wasserpumpe, die in den 30er Jahren dort gestanden hatte, neu zu beleben. Dieser Vorschlag stieß bei den anwesenden Vorständen der Vereine auf ein unterschiedliches Echo. Es wurde befürchtet, dass eine solche Tiergruppe schnell zerstört werden könnte. In der Frühjahrssitzung 2005 stellte Günter Knigge einen Entwurf mit einer Tiergruppe vor. Nach seiner Vorstellung sollte die Tiergruppe aus einem Korallenoolith-Block von dem Künstler und Steinbildhauer Magnus Kleine-Tebbe herausgearbeitet werden. Diesem Vorschlag stimmten alle anwesenden Vereinsvorstände zu.

Am 07. März 2006 fand ein Ortstermin zur Feuerbrunnengestaltung statt. Hieran nahmen folgende Personen teil: Bezirksbürgermeister Götz-Rüdiger Kliesch, die Herren Georg Schönfeld, Wolfgang Sehrt und Hans-Georg Reichelt vom Bezirksrat, des weiteren die Herren Dipl.-Ing. Prote vom Fachbereich Stadtgrün, Dipl.-Ing. Lauber vom Fachbereich Straßenbau, der Steinbildhauer Magnus Kleine-Tebbe sowie Günter Knigge.

Herr Kleine-Tebbe machte zur Gestaltung des Platzes vor dem Gedenkstein folgenden Vorschlag, die vorhandenen Büsche (Kirschlorbeer) zu beschneiden und als Umrandung stehen zu lassen sowie die Fläche um die Schale mit Kleinpflasterung zu befestigen. So wurde entschieden folgende Maßnahmen durchzuführen: Das vorhandene Geländer an der Bushaltestelle abzubauen und durch eine Bank zu ersetzen; das Bushaltestellenhaus soll abgebaut und durch ein neues an anderer Stelle ersetzt werden. Folgende anderen Gegenstände sollten das Ensemble vervollständigen, eine Bronzeschale, eine historische Pumpe und die Tiergruppe.

Als das Geld vorhanden war, traf man sich am 13.12.2006 zu einem abschließenden Ortstermin zur Gestaltung des Feuerbrunnens. Nun wurden die endgültigen Aufstellungspunkte für Schale, Pumpe, Lampe und die Tiergruppe festgelegt. Schon am nächsten Tag wurde mit den Umgestaltungsarbeiten begonnen.

Zum Auftakt der 1000-Jahr-Feier, am 14. Januar 2007, war die Umgestaltung abgeschlossen. Im Rahmen der Feierlichkeiten fand nach langer Zeit wieder ein Straßenfest am 05. Mai 2007 vom Feuerbrunnen bis zur Waggumer Kirche statt. An diesem Tage präsentierten sich alte Handwerke, Vereine und Organisationen. Auch sah man bei den Rundgängen Mitglieder der Siedlergemeinschaft Waggum in Kostümen aus den verschiedenen Epochen des letzten Jahrhunderts sowie Anwohner in wunderschönen, von ihnen selbst gefertigten alten Waggumer Trachten.

Foto: H.Reinhardt

Aber dieses war nicht die letzte Veränderung am Waggumer Ortsmittelpunkt. Zu Ostern 2011 schmückten Mitglieder der „Gemeinschaft Wohneigentum Waggum“ und einige Waggumer Bürger die am Feuerbrunnen stehende junge Eiche mit vielen bunten Ostereiern als Osterbaum.

Am 07. Mai des gleichen Jahres wurde unter der Regie der „Gemeinschaft Wohneigentum Waggum“ ein Maibaum aufgestellt. Treibende Kraft dieser Idee war Günter Knigge.

Von der Idee bis zur Verwirklichung war es noch ein arbeitsreicher Weg. Aber der Klönabendkreis der Gemeinschaft Wohneigentum Waggum bekam Unterstützung von einigen Waggumer Honorationen sowie von den Behörden der Stadt Braunschweig.

Als nächstes war die Frage zu klären, welche Wappen sollen an den Maibaum? Wie sind sie zu befestigen, und wie mussten sie wetterfest versiegelt werden? Wie stark muss das Fundament für den 10 m hohen Baum werden?

Als nächstes war die Frage zu klären, welche Wappen sollen an den Maibaum? Wie sind sie zu befestigen, und wie mussten sie wetterfest versiegelt werden? Wie stark muss das Fundament für den 10 m hohen Baum werden?

 

Nach einigem hin und her entschloss sich der Klönabendkreis in Absprache mit der Waggumer Vorstandsgemeinschaft für folgende Wappen (von oben nach unten): Waggumer Ortswappen, Braunschweiger Land, Stadt Braunschweig, Schneider, Bäk-ker, Schlachter, Schlosser, Schmied, Zimmermann, Dach-decker, Schützen, SV Grün-Weiß Waggum, Freiwillige Feu-erwehr, Gemeinschaft Wohneigentum Waggum, Männergesangverein, Sattler, Schuster, Tischler, Maurer, Stellmacher und Friseur.

Bei der Veranstaltung zur Aufstellung des Maibaumes, am 07. Mai 2011, konnte die Vorsitzende der Gemeinschaft Wohneigentum Waggum, Rita Köhler, den Ratsherren Wolfgang Sehrt, Pastor Konstantin Dedekind und den Bezirksbürgermeister Götz-Rüdiger Kliesch und viele andere aus nah und fern sowie von den Waggumer Vereinen und Organisationen begrüßen. Ihr Dank ging u. a. an Hans-Otto Eggeling, in seiner Scheune wurde der Baum gelagert und bearbeitet, Hans-Peter Kressebuch, für das einwandfreie Hochziehen des Maibaumes sowie den Spendern, die die anfallenden Materialkosten übernommen hatten.

Es wird spannend zu sehen, wie sich der „Feuerbrunnen“ in den nächsten Jahren verändern wird, denn es gibt schon wieder weitere Ideen zur Umgestaltung.

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